Bremen, In internationalen Großkanzleien gelten 1.500 bis 2.000 abrechenbare Stunden pro Jahr als Standard. Mittelständische Kanzleien erreichen häufig nur die Hälfte. Doch ist das ein Zeichen mangelnder Effizienz – oder steckt mehr dahinter?
Realität statt Hochglanzzahlen
Ein Arbeitsjahr umfasst nach Abzug von Urlaub, Feiertagen, Fortbildungen und krankheitsbedingten Ausfällen rund 42 Wochen. Bei einer 40-Stunden-Woche ergibt das etwa 1.680 Stunden. Davon entfallen jedoch regelmäßig mehrere Stunden pro Woche auf nicht abrechenbare Tätigkeiten wie Mandatsakquise, interne Organisation, Weiterbildung oder Verwaltung.
Übrig bleiben oft weniger als 1.500 Stunden – selbst in ambitionierten Kanzleien.
Hinzu kommen die unvermeidlichen Momente des Arbeitsalltags: Pausen, E-Mails, Rückfragen oder Gespräche im Team. „Das ist keine Ineffizienz, sondern Realität“, betonen Juristinnen und Juristen. Wer ausschließlich nach der Stoppuhr arbeitet, riskiert, genau jene Fähigkeiten zu vernachlässigen, die Mandanten schätzen: Verhandlungsgeschick, Kreativität, Empathie und juristische Tiefe.
Zeitfresser erkennen und einordnen
Viele dieser Unterbrechungen lassen sich nicht vermeiden. Sie machen die Arbeit menschlich – und gehören zur Qualität anwaltlicher Beratung. Gleichzeitig bleibt die Frage bestehen: Wie lässt sich die Arbeit so dokumentieren, dass Abrechnung und Realität übereinstimmen?
Transparenz statt Fantasie-Stunden
Experten fordern mehr Ehrlichkeit bei der Zeiterfassung. Billable Hours sollten kein Mythos sein, sondern ein realitätsnahes Abbild anwaltlicher Arbeit.
Moderne Tools unterstützen dabei. Statt nachträglicher Rekonstruktion helfen digitale Systeme, Tätigkeiten unmittelbar zu erfassen und transparent zu dokumentieren.
Beispielsweise setzen manche Kanzleien auf haptische Lösungen wie den TimeSpin-Würfel aus Bremen. Mit einer Drehbewegung werden Tätigkeiten gestartet oder gewechselt, automatisch gespeichert und in Echtzeit synchronisiert. Das schafft eine präzise Grundlage für die Abrechnung und reduziert Interpretationsspielräume.
Fazit: Fairness schafft Vertrauen
Ob Großkanzlei oder kleine Einheit – Mandanten erwarten heute nachvollziehbare Abrechnungen. Wer Prozesse ehrlich abbildet und digitale Hilfsmittel nutzt, stärkt nicht nur die Effizienz, sondern auch das Vertrauen.
Am Ende entscheidet weniger die Anzahl der Stunden als der Mehrwert, den Anwältinnen und Anwälte ihren Mandanten bieten.

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